Mittwoch, 19. November 2014

In die Metropolen Ostchinas: Shanghai und Peking

Nach dem Ende der Yangtze Kreuzfahrt und einem gemuetlichen Waschtag in Yichang bestiegen wir das erste Mal einen chinesischen Hochgeschwindigkeitszug und machten uns auf den Weg nach Shanghai, der 23 Millionen Metropole im Osten Chinas. Anders als die bisherigen Staedte in China (abgesehen Hongkong) verspruehte die Stadt ein kosmopolitisches Flair, was uns von Anfang an gut gefiel.

Bei sehr schoenem Wetter begannen wir unseren Stadtbesuch auf dem People Square und marschierten die beruehmte Shoppingmeile "East Nanjing Road" hinunter, spazierten den Bund entlang (die kolonial gepraegte Flusspromenade Shanghais) und bestaunten die Skyline Pudongs mit ihren teilweise ueber 400 Meter hohen Wolkenkratzern - insbesondere nachts ein Erlebnis.

Aussicht vom Bund nach Pudong

Bund by Night

Skyline von Pudong


Unser Ausflug in die nahe Shanghai gelegene "Kanalstadt" Zhujiajiao brachte uns innerhalb von kurzer Zeit in eine andere Welt. Der Ort besteht aus schmucken Gebaeuden aus der Ming- und Qing-Dynastie, die Stadt ist durchzogen von Kanaelen, auf denen Boote und Gondeln fuer ein emsiges Treiben sorgen und ueber steinerne Bruecken gelangt man von einem Ortsteil in den andern. Obwohl recht touristisch, hat uns der Abstecher nach Zhujiajiao sehr gut gefallen.

Viel Verkehr auf den Kanaelen...

Fischer verkaufen ihre Ware direkt am Quai

Vor Einbruch der Daemmerung in Zhujiajiao


Waehrend unserer weiteren Tage in Shanghai besuchten wir das schoen gestaltete Shanghai History Museum, wagten uns in den Bund Sightseeing Tunnel (ein teures, aber zweifelhaftes Vergnuegen), spazierten durch die Strassen der French Concession (die Kolonialmaechte hatten sich die Stadt in sog. Konzessionen aufgeteilt) und genossen delikate Xialongbao (gedaempfte, gefuellte Teigtaschen - ueberall in China auf der Speisekarte, aber urspruenglich eine Spezialitaet aus Shanghai). Ein Hoehepunkt - im wahrsten Sinne des Wortes - unseres Aufenthalts in Shanghai waren zudem die "After-Sightseeing-Drinks" in der Hyatt Bar des 421 Meter hohen Jinmao Towers.

"Laedele" in Tianzifang, French Concession

Aussicht aus der Hyatt Bar im Jinmao Tower

In Pudong vor den hoechsten Gebaeuden Shanghais

Beer-Tasting in der lokalen Boxing Cat Brewery


Erneut nahmen wir die Dienste des hervorragenden chinesischen Hochgeschwindigkeitszugnetzes in Anspruch, um von Shanghai nach Peking zu gelangen. Die ueber 1000 Kilometer legten wir bei einer Geschwindigkeit von konstant um die 300 kmh in weniger als 5 Stunden zurueck.

Im Zug von Shanghai nach Peking, konstant mit 300kmh unterwegs


In Peking angekommen, verbrachten wir einen lustigen Abend mit anderen Reisenden beim "Hot Pot" Abendessen im Hostel. Am naechsten Tag wartete bereits ein weiteres Highlight unserer Chinareise auf uns: die Chinesische Mauer (auch Grosse Mauer genannt). Die Mauer kann in verschiedenen Provinzen Chinas bestaunt werden, die am besten erhaltenen und zugaenglichen Abschnitte befinden sich jedoch in der Naehe von Peking. Anders als von vielen angenommen, handelt es sich dabei nicht um ein ununterbrochenes Stueck Mauer, viel mehr wechseln sich natuerliche Hindernisse (z.B. steile Felswaende) mit einzelnen Teilen dieses monumentalen Bauwerks ab, welches urspruenglich zur Abwehr feindlicher Staemme und Voelker errichtet worden war. Wir entschieden uns fuer den Abschnitt "Mutianyu", einen Teil der Mauer, der teilweise renoviert wurde und teilweise in seiner urspruenglichen, bis zu 2000 Jahre alten Form, erhalten geblieben ist.

Anfaenglich schlaengelten wir uns im unteren Bereich der Mauer durch die omnipraesenten Touristenmassen - je hoeher wir aber stiegen, desto weniger wurden die Leute und dafuer umso aelter und spektakulaerer die Mauer mit ihren Wachtuermen. Die Baeume um die Mauer praesentierten sich im praechtigen, bunten Herbstkleid und um die Mittagszeit fanden auch einige Sonnenstrahlen den Weg durch die dichte Nebel- bzw. Smogschicht. Etwas wehmuetig waren wir schon, als wir kurz darauf bereits wieder die Rueckreise nach Peking antreten mussten...

Auf dem restaurierten Teil der Mauer

Die Mauer erstreckt sich bis zum Horizont

Der "alte" Teil der Mauer

Ein Baum hat sich eingenistet

Die vielen Treppen, Tuerme und Ruinen laden zum Erkunden ein

Wunderbare Herbstfarben


Die Hauptstadt Chinas hat auch innerhalb der Stadtgrenzen enorm viel zu bieten. Innerhalb eines intensiven Sightseeingtags besuchten wir den sehr schoen gestalteten und stark frequentierten Lamatempel, den ruhigeren Konfuziustempel und schlenderten in einem ausfuehrlichen Spaziergang durch Pekings historische Gassen, den Hutong. Dabei beobachteten wir vor Ort, wie ganze Quartiere unter Polizeiaufsicht zur "Neugestaltung" eingeebnet werden - rund 4.43 Millionen Quadratmeter (oder 40% der Stadtflaeche) der historischen Stadtgebiete mussten seit 1990 neuen Bauten weichen. Wir beendeten unser Sightseeing mit einem kurzen Besuch bei den Drum und Bell Towers und goennten uns danach ein wuerdiges Nachtessen: Peking Ente, DAS Gericht der chinesischen Hauptstadt.

Lama Tempel

Muenzen werfen bringt Glueck... und wenn man nicht trifft, dann schickt man auch mal das Kind in den "Ring", um die Muenzen fuer einen zweiten oder dritten Versuch einzusammeln...

Tempel des Konfuzius

Spaziergang durch Pekings Hutong

Mal eine andere Methode, das Fahrrad vor Diebstahl zu schuetzen...

Peking Ente


Zu einem Aufenthalt in Peking gehoert unbedingt auch ein Besuch der Verbotenen Stadt. Hinter einer 52 Meter dicken Mauer befindet sich quasi ein eigener Stadtteil bzw. der groesste Palast der Welt, welcher waehrend zwei Dynastien dem chinesischen Kaiser als Herrschaftssitz diente und rund 500 Jahre fuer die Allgemeinheit unzugaenglich war (daher der Name, die Verbotene Stadt). Mit einem Audioguide bewaffnet betraten wir die historischen Gemaeuer und kaempften uns durch die wiederum enormen Besuchermassen. Beindruckt von der Weitlaeufigkeit der Anlage und der Vielzahl an Tempeln und Palastgebaeuden dauerte es einige Zeit, um nur schon vom einen Ende des Palastes zum anderen zu gelangen. Die einzelnen Ausstellungen in der Verbotenen Stadt erschienen uns jedoch etwas altbacken und weniger interessant, sodass wir es bei einem Tag im Palast beliessen.

Bei Sonnenuntergang fanden wir uns schliesslich auf dem benachbarten Tiananmen Platz, dem groessten oeffentlichen Platz der Welt, zur Militaerparade mit Streichen der chinesichen Flagge ein. Das "Spektakel" zog eine Vielzahl von Besuchern an, bemerkenswert war aber insbesondere, wie der Platz nach Abschluss der Zeremonie innerhalb von Minuten durch Polizeikastenwagen mit Blaulicht und Soldaten vollstaendig geraeumt wurde.

Wir zogen schliesslich weiter zu Pekings Nachtmarkt, wo allerlei "Koestlichkeiten" feilgeboten wurden: Heuschrecken, Wuermer, und Tausendfuessler, aber auch Babyhai und Spinnen - und vielen weiteren "Speisen". Verpflegt haben wir uns an einem anderen Ort, aber der Besuch des Marktes war bereits ein Erlebnis an sich...

Verbotene Stadt - Aussicht nach Durchschreiten des Eingangstores

Innenhof in einem der zahlreichen Palaeste der verbotenen Stadt

Wir mit Audioguide ausgeruestet, andere mit Atemschutz

Sonnenuntergang mit einer Prise Smog

Tiananmen Square

Nachtmarkt mit allerlei...

...Koestlichkeiten


Zum Abschluss unseres Pekingaufenthalts kamen wir nochmals in den Genuss eines strahlend schoenen Herbsttages mit blauem Himmel und viel Sonnenschein. Wir verbrachten diesen groesstenteils im Sommerpalast, einer gigantischen Parkanlage mit Palaesten, Tempeln und einem grossen See. Vom Haupttempel her, auf einem Huegel leicht erhoeht erbaut, liess sich ein Grossteil des ansonsten flachen Peking ueberblicken - so konnte man fuer einmal auch die Dimensionen der Stadt mit rund 20 Millionen Einwohnern erahnen.

Am Abend, unserem letzten in China, suchten wir uns ein Restaurant mit kantonesischen Spezialitaeten aus und kosteten nochmals das Essen, welches waehrend unserer Reise durch China unser liebstes war - Dim Sum bzw. Dumplings (gefuellte Teigtaschen) mit allen moeglichen Fuellungen. Englisch wurde im Restaurant nicht gesprochen, mit zeigen und laecheln erhielten wir aber schliesslich die gewuenschten Gerichte und das letzte chinesische Mahl schmeckte ausgezeichnet.

Sommerpalast

Buddha Tempel innerhalb des Sommerpalasts

Aussicht auf das wahrlich flache Peking

Kantonesisches Restaurant zum Abschluss...

...mit delikaten Dim Sum


Mitten in der Nacht ging es schliesslich zum Flughafen in Peking, wo unsere Weiterreise nach Nepal anstand. Puenktlich zum Ablauf unseres Visums verliessen wir China, ein riesiges Land mit enorm vielen Sehenswuerdigkeiten, von denen wir waehrend eines Monats nur einen kleinen Teil hatten bestaunen koennen. Wie das Land werden uns auch seine Bewohner in Erinnerung bleiben: Erstmals gewoehnungsbeduerftig, da der Chinese in grossen Menschenansammlungen gerne mal draengelt, spuckt und ruelpst sowie in der U-Bahn hemmungslos furzt, andererseits haben wir auch viele freundliche und lustige Menschen getroffen, die sich uns gegenueber auch trotz Verstaendigungsschwierigkeiten sehr hilfsbereit und nett gezeigt haben. Mit all diesen Eindruecken waren wir also unterwegs nach Nepal und erspaehten alsbald aus dem Fenster des Flugzeugs die schneebedeckten Gipfel des Himalayas...


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